Commons-Sommerschulen 2023

Einladung zur Bewerbung

www.commons-sommerschule.org

10. Commons-Sommerschule

07. bis 14. Juni 2023 in Bechstedt/Thüringen
KulturNaturHof, Ortsstraße 19, 07426 Bechstedt

11. Commons-Sommerschule

27. September bis 04. Oktober 2023 in Gerswalde/Brandenburg
Der Große Garten, Dorfmitte 7, 17268 Gerswalde

Bewerbungsschluss: Sonntag, den 26. März 2023, 24 Uhr.
Nachträgliche Bewerbungsfrist: Sonntag, den 04. Juni 2023, 24 Uhr.

Commoning als Lebensweise

In einer komplexen Welt den bestehenden Strukturen entwachsen

Wie können wir den dringend nötigen Wandel in die Welt tragen und dabei der Komplexität der Ge­genwart gerecht werden? Auf welche Widerstände stoßen wir im Innen und Außen und wie können wir mit ihnen umgehen? Wie heilen wir die Wunden der Gegenwart und verhindern, dass wir (uns) wiederholt neue zufügen? Wie schaffen wir Orte, an denen wir uns regenerieren und rückversichern können? Wie können wir wirken, mit Geld umgehen, unsere Beziehungen zu unserer Mitwelt ge­stalten? Und wie bringen wir mehr und mehr Strukturen und Qualitäten des Commoning in unser (aller) Leben? Wie werden wir Gemeinschaffende (Commoner)?

Wir sind konfrontiert mit inneren und äußeren Strukturen, die auf einer tendenziell individualisti­schen, unverbundenen, statischen und die vorhandene Vielfalt einebnenden Weltsicht fußen. Diese prägt nahezu unser gesamtes Leben und so liegen der „Geschichte der Trennung“, wie Charles Eisenstein es nennt, zahllose Probleme unserer Zeit zugrunde: sei es die Leistungsoptimierung von Milchkühen, die Geringschätzung von Care-Arbeit, die Diskriminierung bestimmter Formen der Liebe, das Abweisen von Menschen in Not an Landesgrenzen, die Trennungen in reich und arm, in schön und hässlich, in gut und schlecht, und so weiter.

Um den daraus resultierenden Strukturen und Selbstverständlichkeiten zu entwachsen, braucht es unterschiedliche Strategien. So gilt es, das aufzuhalten, was das friedliche Zusammenleben von Menschen und Mitwelt verhindert, die entstandenen Wunden zu heilen und Systeme aufzubauen, die ein Leben in Bezogenheit unterstützen und fördern. Es braucht einen ganz grundlegenden Wandel unserer Art des gesellschaftlichen Zusammenlebens und unseres Seinsverständnisses, also der Weise, wie wir die Beziehungen zu der Welt wahrnehmen, denken und erleben. Es braucht einen OntoWandel, wie Silke Helfrich es ausgedrückt hat. Dabei geht es darum, zu erkennen und zu er­leben, dass wir ganz grundlegend immer mit allem verbunden sind, dass Vielfalt wirkliche Leben­digkeit erst möglich macht, und dass die Welt aus dynamischen Systemen und Prozessen besteht.

Die bessere Welt, die unsere Herzen bereits kennen, hat schon begonnen. In jedem Keim, jeder soli­darischen Landwirtschaft, jeder gemeinstimmigen Entscheidung, in jeder bedürfnisorientierten Sorgetätigkeit, jeder sozialen Bewegung, die für Vielfalt und gegen die Zerstörung unserer Mitwelt einsteht, jeder freien Software, zu der ohne Zwänge beigetragen wird, in jeder tiefen Erfahrung von Naturverbundensein steckt das Potential für eine freie, faire und lebendige Welt. Als Gemein­schaffende:r zu leben passiert nicht alleine aus einer kognitiven Überzeugtheit heraus. Es braucht einen andauernden Prozess des Verlernens der inneren Muster der Getrenntheit und ein wiederholtes tiefes Verinnerlichen, wie sich Leben in Bezogenheit anfühlt. Und es braucht gesellschaftliche Strukturen, die dies ermöglichen und fördern.

Beim Hineinleben in eine Welt, die grundlegend auf dem Bewusstsein der gegenseitigen Bezogen­heit beruht, können wir auf situiertes Wissen auf über Jahrhunderte gesammelte Weisheit und Erfahrungswissen zurückgreifen. Da diese Erfahrungen jedoch aus bestimmten historischen und kulturellen Kontexten und mehr oder weniger überschaubaren Gruppen stammen, lassen sie sich nicht eins zu eins auf komplexe Gesellschaften übertragen. Mit dem Erforschen von Commoning als Lebensweise gehen wir auch den Fragen nach, wie wir uns von diesem Wissen beim Leben in globalisierten Zusammenhängen inspirieren lassen und wie wir als Gesamtgesellschaft verbundener, lebendiger und vielfältiger werden können.

Das Wissen, Erleben und Fühlen von Commoning lässt uns Lösungen anleben, die die verschie­denen Ebenen von Veränderung, die es braucht, beinhalten. Auf den Commons-Sommerschulen wollen wir uns insbesondere mit der Frage beschäftigen, wie es gelingt, Gemeinschaffende:r (Commoner) zu werden. Es geht darum, das eigene Leben im Sinne des Commoning zu gestalten – im Hier und Jetzt – und dabei sowohl die strukturellen Widerstände, denen wir begegnen, zu er­gründen als auch zu erkunden, welche neuen oder veränderten Strukturen uns stattdessen helfen würden. Wie kann ein solcher Wandel in uns, in unseren Alltagen und in gesellschaftlichen Struk­turen gelingen, mit all unseren Versehrt- und Unperfektheiten? Die Mustersprache des Commoning dient uns dabei als Anker und Inspirationsquelle. Sie hilft uns, aus den gelingenden Praktiken des Miteinanders zu schöpfen und diese auf unterschiedliche Situationen zu übertragen.

Wie arbeiten wir?

Auf den Commons-Sommerschulen nutzen wir Kopf, Herz und Hand. Wir arbeiten analytisch – mit Konzepten und Begriffen. Wir nutzen unsere Körper und Emotionen als Instrumente des Erfahrens und Ausdrucks. Wir erleben Commoning in der Praxis. Diese drei Herangehensweisen werden wir zu einem vielschichtig reflektierten Bild verweben.

Begrifflich: Wir unterscheiden mindestens drei Dimensionen des Commoning: die soziale, im Um­gang miteinander; die politisch-institutionelle, um komplexe Formen von Selbstorganisation zu gestalten; und die ökonomische, um sich der Verwertungslogik zu entziehen. Wir wollen diese Di­mensionen ergründen und auf aktuelle gesellschaftliche Begebenheiten beziehen. Und wir wollen erkennen, wo wir unbewusst auf Denkmuster zurückgreifen, die dem freien Denken im Weg stehen.

Körperlich erfahrbar: Wir experimentieren mit somatisch-künstlerischen Räumen, laden das Spiel und die Intuition ein, forschen mit Nichtwissen und spüren in das hinein, was unsere Welt erfahrbar macht. Wir erkunden den Zugang zur Intelligenz, die jeder Körper innehat, und suchen nach Werk­zeugen für das Commoning, auch jenseits der Konzepte.

Aus der Praxis heraus: Die Commons-Sommerschulen sind selbst Orte des Commoning. Darin üben wir uns miteinander, sowohl im Alltag, während der Sommerschule, als auch in der inhalt­lichen und verkörperten Arbeit. Die Teilnehmer:innen bringen ihre Erfahrungen und ihr Erleben mit und ein. Sie tauschen sich aus, reflektieren ihre Herangehensweisen, stellen sie in einen größeren Zusammenhang und werden so zu einem inhaltlich bestimmenden Faktor des Ganzen.

Wer kann sich bewerben?

Wir laden alle ein, die die Welt vielfältig und lebensfreundlich gestalten wollen: Aktive aus Projek­ten und Netzwerken – oder auch nicht; Praktiker:innen und Theoretiker:innen genauso wie Men­schen, die mit dem Thema Commons bisher eher wenig zu tun hatten. Bewerben können sich Men­schen jeden Alters, jeden Geschlechts, jeder Herkunft… Bei der Entscheidung für max. 20 Teilnehmer:innen pro Sommerschule achten wir auf Vielfältigkeit. Thematische Vorkenntnisse sind nicht erforderlich. Wichtig ist nur die Bereitschaft zum Mitgestalten und die Neugier, einen eigenen Ausdruck dafür zu finden, worum es gehen könnte.

Diese Einladung richtet sich an Menschen, die bisher noch nicht an einer Commons-Sommerschule teilgenommen haben. Neu ist dieses Jahr, dass es zwei Plätze gibt, auf die sich auch ehemalige Teilnehmer:innen bewerben können. Wir wünschen uns, schon im Commons-Mycel verwurzelte Teilnehmende, die vom Bestehenden berichten können und den neuen Sommerschüler:innen auch nach der Sommerschule als Ansprechpartner:innen zur Seite stehen und beim Einweben in beste­hende Strukturen behilflich sind. Falls du dich auf einen dieser Plätze bewerben möchtest, mach dies bitte in deinem Schreiben kenntlich und erzähle uns, in welchen Commoning-Strukturen du dich auskennst und zu Hause fühlst.

Wenn du gerne Kinder mitbringen würdest, bewirb Dich bitte für die Commons-Sommerschule in Gerswalde. Dort ist mehr Platz und der Große Garten ist ein Paradies für Kinder. Wir werden es dieses Jahr nicht schaffen, das gesamte Programm der Sommerschule kinder- und erwachsenen­tauglich zu gestalten. Es ist uns wichtig, uns und die Gruppe nicht zu überfordern und uns bewusst zu sein, dass wir vieles noch nicht können und nicht perfekt sein müssen. Und so erkennen wir an, dass wir lediglich erste Schritte gehen können, uns dem Thema, wie wir Kinder in den Sommer­schulprozess einbinden können, zu nähern. Es wird mit Sicherheit einige Programmpunkte geben, die mit Kindern noch mehr Spaß machen. Für andere Zeitfenster unterstützen und Menschen aus dem Commons-Mycel bei der Kinderbetreuung.

Welche Teilnahmevoraussetzungen gibt es?

Die Beteiligung am Gesamtprogramm ist Grundbedingung! Das heißt für die Sommerschule in Bechstedt: organisiere deine Anreise bis spätestens am Mittwoch, dem 07.06.2023 um 15 Uhr und deine Abreise frühestens für Mittwoch, den 14.06.2023 um 15 Uhr. Für die Sommerschule in Gerswalde bedeutet das: organisiere deine Anreise bis spätestens am Mittwoch, dem 27.09.2023 um 15 Uhr und deine Abreise frühestens für Mittwoch, den 04.10.2023 um 15 Uhr.

Warum uns das wichtig ist, kannst Du hier nachlesen.

Die Commons-Sommerschule findet in deutscher (Laut-)Sprache statt. Bitte kontaktiere uns früh­zeitig, falls dies deine Teilnahme unmöglich machen würde. Dann können wir gemeinsam über Unterstützungsmöglichkeiten beraten.

Finanzierung

Wir werden zum Abschluss der jeweiligen Sommerschule die gemeinsam erlebte Woche durch eine anonyme Beitragsrunde solidarisch finanzieren. Mehr zur Finanzierung findest du hier.

Wir verzichten auf eine Anzahlung, obwohl diese oft genutzt wird, um eine Verbindlichkeit der Teil­nehmenden zu sichern. Wir wollen diese Verbindlichkeit aber nicht über Geld herstellen. Geh bitte trotzdem (oder gerade deshalb?) verbindlich mit deiner Zusage um. Eine Absage hat Auswirkungen auf den Prozess, die Gruppe und die Vorbereitung.

Wie bewirbst Du Dich?

Für die Bewerbung zur Teilnahme an einer der diesjährigen Commons-Sommerschulen sind zwei Schritte bis zum 26. März 2023 erforderlich. Erst mit dem Eingang von beidem gilt deine Bewer­bung als vollständig und wird von uns bearbeitet.

  1. Bitte schicke eine Email mit einer formlosen Kurzvorstellung deiner Person & Motivation an Sommerschule ät commons-institut.org.
  2. Fülle das hier verlinkte Formular (z.B. mit Angaben zu Schlaf- und Essenswünschen) vollständig aus und schicke es ab.

Die Entscheidung bezüglich der Teilnahme bekommst du in der ersten Aprilhälfte 2023. Bitte hab Verständnis dafür, dass wir diese erst nach dem Ende der Bewerbungsphase verschicken. Die Zusammensetzung der Gruppe ist uns wichtig und alle sollen eine Chance haben, die sich innerhalb der Ausschreibungszeit bewerben.

Sollten nach dieser ersten Bewerbungsphase nicht alle Plätze besetzt sein, können sich Menschen in einer zweiten Phase bis zum 4. Juni ihr Interesse für die zweite Sommerschule im September (Gerswalde) bewerben.

Wir freuen uns auf eure Bewerbungen!

Sarah Ackerbauer, Johannes Euler & Sigrun Preissing